Am 7. September 1998 gründeten 142 anwesende Aktionäre in Thusis die
Schlachthof Mittelbünden AG. Zuvor waren zahlreiche Sitzungen
notwendig, um diesen wichtigen Schritt zu tätigen. Bereits 1995/96
setzte sich eine Arbeitsgruppe intensiv mit der Frage auseinander,
wohin Tiere zur Schlachtung gebracht werden sollen, wenn der
Schlachthof in Chur seine Tore schliesst. Nachdem feststand, dass
der ursprünglich vorgesehener Schlachthof nach EU-Normen nicht
finanzierbar gewesen wäre und die Projektarbeit mit der ersten Firma
nicht erfolgreich verlief, wurde 1997 entschieden, die Variante
einer kleineren Anlage in der Nähe der heutigen Bündner Arena weiter
zu verfolgen. Damit war das Grundkonzept des Schlachthofs
Mittelbünden geboren. Im Frühling 1998 wurde fleissig die
Werbetrommel im Hinblick auf die Aktienzeichnung gerührt. Diese
verlief erfolgreich, so dass ein Aktienkapital von 435‘000 Franken
das Fundament für die Finanzierung des Schlachthofs bildete. Nicht
minder erfolgreich verlief die Suche nach Beiträgen à fond perdu:
bereits im Herbst 1998 waren 450‘000 Franken zugesichert. Diese
günstige finanzielle Ausgangslage erlaubte dem frisch gewählten
Verwaltungsrat die Detailplanung optimistisch anzugehen.
Verpachten oder selber betreiben ?
Neben der Bauplanung beschäftigte sich der Verwaltungsrat intensiv
mit der wichtigen Frage, ob der Schlachthof verpachtet werden soll
oder ob ein Betrieb auf eigene Rechnung sinnvoller ist. Vorerst war
man eher der Meinung, dass ein Betrieb auf eigene Rechnung nicht in
Frage kommt. Der Verwaltungsrat beschloss in der Folge, den
Schlachthof zur Verpachtung öffentlich auszuschreiben. Mit
Ernüchterung musste festgestellt werden, dass nur 3 Bewerbungen
eingegangen sind. Ein Bewerber hinterliess aber einen äussert
motivierten und kompetenten Eindruck und der Verwaltungsrat
entschied daraufhin, dem Wunsch dieses Bewerbers nach einer
Anstellung zu folgen – und es war ein glücklicher Entscheid, denn
Martin Monti ist nun seit Beginn weg Betriebsleiter im Schlachthof
Mittelbünden, wo er auf die tatkräftige Unterstützung durch seine
Frau Helene zählen kann. Personalfragen waren auch später ein
Dauerbrenner an den Sitzungen des Verwaltungsrates. Es zeigte sich,
dass qualifizierte Metzger auf dem Arbeitsmarkt rar sind.
Corpataux enthüllt Kunstwerk am Schlachthof
Trotz engem Bauprogramm gegen Abschluss der Bauarbeiten konnte am
16. Oktober 1999 der Tag der offenen Türe abgehalten werden.
Zahlreiche Aktionäre, Gäste, potentielle Kunden und Geldgeber
konnten die Anlage besichtigen und zeigten sich beeindruckt von der
Fülle von Einrichtungen und Geräten. Hauptattraktion war aber die
Enthüllung des Gemäldes an der Schlachthof-Fassade, die der Künstler
Jean-Pierre Corpataux gleich selber vorgenommen hat. Kunst am
Schlachthof ist sicher unüblich, umso mehr erfreut der Anblick
dieses einmaligen Werkes Kunden und Personal tagtäglich. Motiviert
nahmen nach der Eröffnung das Personal die Arbeit im neuen
Schlachthof auf. Wie bei einer solchen Anlage fast nicht zu
vermeiden, mussten einige Anpassungen bei den Einrichtungen
vorgenommen werden, damit der Arbeitsablauf wunschgemäss gestaltet
werden konnte. Wursterei schliesst die Angebotslücke
Beim Bau des Schlachthofes wurde aus Rücksicht auf die
beteiligten Metzger auf die Einrichtung einer Wursterei
bewusst verzichtet. Nachdem aber weit weniger Metzgerkunden
die Dienstleistungen in Unterrealta in Anspruch nahmen als
ursprünglich angenommen, entschloss sich der Verwaltungsrat
im Jahr 2002, die Angebotslücke mit dem Bau einer Wursterei
im Dachgeschoss zu schliessen. Dafür wurde das Aktienkapital
nochmals erhöht. Im Juni 2003 konnte das Team um Martin
Monti mit der Herstellung von Hauswürsten, Salsiz,
Mostbröckli und anderen Köstlichkeiten beginnen. Rasch
zeigte sich, dass dieser Schritt notwendig gewesen ist. Die
Kunden äusserten sich sofort sehr zufrieden mit dem neuen
Angebot und der Qualität der Produkte.
Qualitätssicherung durch Sanierungsbau
Die Erneuerung der
Betriebsbewilligung erforderte verschiedene bauliche Massnahmen,
um Kontakte zwischen Kunden und Schlachtpersonal zu minimieren. |